Uns hat die Reise- und Entdeckungslust wieder gepackt und so kamen wir voller Elan in Battambang an, und obwohl es schon spät am Nachmittag war, machten wir uns auf den Weg in die Stadt und drehten unsere erste Runde, liefen einige Restaurants ab, um für die nächsten Tage nach günstigem und gutem Essen zu schauen. Außerdem organisierten wir uns einen Roller für den übernächsten Tag. Auf dem kleinen Night-Market aßen wir zu Abend (das erste Mal Amok) und kauften auf dem Heimweg noch Bananen. Die Lebensmittel, die wir seit langer Zeit eigentlich immer im Gepäck haben sind: Tee, Kaffee, Bananen und Haferflocken. So sind wir für ein leckeres, günstiges und eigenständiges Frühstücks-Porridge jederzeit gewappnet und dieses Frühstück lieben wir und wir können nicht mehr ohne.
Für Battambang hatten wir im Low-Budget-Bereich drei Nächte im Doppelzimmer in einem Hostel (Lucky Hostel) gebucht. Leider bekamen wir ein Zimmer direkt am Treppenhaus und konnten auch nicht mehr wechseln. Das Hostel ist sowieso schon sehr hellhörig und direkt am Treppenhaus laufen minütlich kommunizierende und trampelnde Menschen vorbei. Für den nächsten Tag aber versprach man uns einen Wechsel – den konnten wir gegen 12 Uhr dann auch vornehmen – siehe da: Das Zimmer war beinahe doppelt so groß, es gab einen Duschvorhang und vom Lärm war nicht mehr viel mitzubekommen. Und das für die gleichen 14$ pro Nacht.
Zufrieden mit dem neuen Reich machten wir uns mal wieder einen halben Tag über unsere weitere Planung her. Unsere grobe Route für Australien (Perth bis Adelaide) steht jetzt und die etwas schwierigen Buchungen für die anstehenden Großstädte (Singapur, Melbourne, Sydney) gedeihen. Nachdem wir nun seit 3 Monaten die Preise Südostasiens fürs Übernachten gewohnt sind, fällt es schwer, sich hier wieder auf andere Preisniveaus einzulassen – außerdem sind Großstädte natürlich per se schon immer teurer. Wir ließen es uns bei frisch gemixten Smoothies und IcedCoffee jeweils für nur 1$ gutgehen.(Kambodscha – viele nennen es das One-Dollar-Land, wir bezahlen aber lieber mit Riel und stellen fest, dass es dadurch manchmal noch etwas günstiger wird).
Für abends stand ein Zirkusbesuch auf dem Programm. Es gibt eine Artistenschule, die auch einen Kindergarten beinhaltet, wo Straßen- und arme – teilweise auch Waisen- kinder aufgenommen werden, denen hier eine Schul- und Ausbildung ermöglicht wird. Sie werden am Ende ihrer Ausbildung ausgebildete Artisten sein und erhöhen so ihre Chancen auf eine erfolgreiche Zukunft.
Da man dieses ganze Projekt mitfinanziert, kostet der Eintritt stolze 14$ pro Person. Aus unserer Sicht auch für den guten Zweck doch recht teuer – bei 5 Vorstellungen mit je 100 Besuchern die Woche liegt man da bei Einnahmen um die 25000 $ im Monat, was für Kambodscha ein riesiger Batzen Geld ist. Wir sind da immer skeptisch, ob das ganze Geld dann wirklich hauptsächlich bei den Kindern und Jugendlichen ankommt.
Vor der Vorstellung schauten wir noch eine Kunst-Ausstellung der Kinder an und bewunderten die tollen Werke der noch jungen Künstler. Danach ging‘s in die Vorstellung – gespielt werden jeden Tag andere Theaterstücke, in die die Kunststücke dann eingebaut werden. Jedes Theaterstück beschäftigt sich inhaltlich mit der Verbindung des alten, traditionellen Kambodschas mit den modernen Einflüssen und damit auch dem Aufeinandertreffen von Tradition und Tourismus.
Die Artisten jonglierten, turnten und begeisterten das Publikum am Diablo.
Zu Fuß machten wir uns nach dem Zirkus die 1,8 km auf den Rückweg zum Hostel – das ständige Tuk Tuk-Gefahre geht uns kräftig auf die Nerven und auch wenn die Fahrten in der Regel nur 1-3$ kosten (je nachdem wie sehr man sich auch übers Ohr hauen lässt – wir empfehlen zur Nutzung von Tuk Tuks IMMER eine App – PassApp, Grab, Uber, etc.) läppert sich das über den Tag gesehen schon ganz schön – zu Hause fährt man ja auch nicht jeden Kilometer mit dem Taxi.
Auf der anderen Seite des Straßenblocks, wo unser Hostel lag, fanden wir einige sehr einfache einheimische Restaurants, wo wir für 4$ zweimal Fried Rice mit Fleisch bekamen und wir uns wohlfühlten.
Gestern Morgen machten wir uns dann auf den Weg zur Rollervermietung – wir hatten mit John, dem Besitzer, ausgemacht, dass wir zwischen 8.00 und 8.30 zur Abholung kommen würden – das Tor war verschlossen und wir mussten den ausgewanderten Kanadier per Telefon wecken. Dasselbe übrigens heute Morgen bei der Rückgabe wieder – geschäftstüchtig erschien uns das nicht.
Mit dem Roller fuhren wir rund 5 km aufs Land zum Startpunkt des berühmten Bamboo-Trains. Dies ist Battambangs Haupttouristenattraktion. Man wird auf einem einfachen Bambus-Brett, das auf zwei Eisenachsen gestellt wird und somit schienentauglich wird – durch Getreidefelder gefahren. Wir freuten uns, dass unser Plan aufging, und wir die erste Fahrt machten und somit die Hinfahrt ohne Gegenverkehr in völliger Ruhe und tollem Klima genießen konnten. Eine nette Fahrt, auch etwas zu teuer aus unserer Sicht, aber trotzdem ein Muss, wenn man in Battambang ist. Dass am Umkehrpunkt an kleinen Läden Dinge verkauft werden, wussten wir schon vorher und hatten bewusst das Souvenir-Shopping hierher verlegt. Die Dame war zwar aufdringlich, wir kauften dennoch nur, was wir auch wirklich haben wollten und handelten sie im Preis noch ordentlich runter.
Auf der Rückfahrt kamen uns dann mehr als 5 andere der kleinen Bamboo-Trains entgegen. Das Lustige daran: Einer von beiden muss den Zug vom Gleis nehmen und den anderen passieren lassen. Seht selbst.
Von dort aus fuhren wir noch eine knappe Stunde am Fluss entlang durch die ländliche Region und sahen viele kleine Dörfer und erlebten das alltägliche, ländliche Kambodscha – ab vom Tourismus. Viele Kinder winkten uns fröhlich zu und wir genossen die Fahrt. Die Landschaft ist wunderschön, es sind viele verschiedene Grüntöne und Palmen, Reis- und Weizenfelder wechseln sich ab, während man dem Flußlauf folgt. Die Mittagspause verbrachten wir im Hostel, nachdem wir nochmals im gleichen Restaurant wie am Vortag ein günstiges Mittagessen zu uns genommen hatten. Vor dem Mittagsschlaf mussten wir kurz unter die Dusche – die Rollerfahrten auf den staubigen Straßen hinterlassen ihre Spuren im Gesicht, im Bart und eigentlich überall. Der Mittagsschlaf war wichtig, da man während der Rollerfahrten natürlich auch ordentlich der Sonne ausgesetzt ist.
Zweites Tagesziel waren dann die Fledermaushöhlen – ca 12 km außerhalb der Stadt. Staubig kamen wir dort an und genossen den Ausblick von dem Hügel, auf dem eine sehr zerfallene Tempelanlage steht. Die Affen scheinen dieses Gebiet irgendwie unter ihre Herrschaft genommen zu haben – Matze fand‘s lustig, Miri etwas unheimlich – Selina wäre vielleicht gleich wieder geflüchtet!?
Sehr enttäuschend war dann der Besuch der Killing Caves – hier befindet sich ein weiteres Massengrab aus den Zeiten der Roten Khmer. Es wimmelt von kleinen Mädchen, die in gewandtem Englisch auf einen zukommen, einem die 20 Meter entfernte Treppe zeigen und dafür einen Dollar wollen. Miri machte direkt zu Beginn sehr deutlich, dass wir das alleine schaffen – leider sahen wir viele (überrumpelte) Touristen, die den Mädchen einen Dollar zusteckten, nachdem sie für 3 Minuten neben ihnen her gelaufen waren. Man liest immer wieder davon, dass man dadurch die Kinder von der Schule abhält und ihnen ein völlig falsches Gefühl von Arbeit und einen völlig falschen Bezug zum Geld vermittelt. Der stark wachsende Tourismus instrumentalisiert unserer Meinung nach oft Kinder und zeigt ihnen ein Leben, das nicht nachhaltig und realistisch auf die Zukunft geplant und durchdacht ist.
Die berühmten Fledermaushöhlen ließen uns auf einen versöhnlichen Tagesabschluss hoffen. Der in Google-Maps angegebene Punkt liegt an einer langen Straße, wo in zwei Reihen einen Kilometer lang Plastikstühle aufgestellt werden und die Touristen essen und trinken sollen. In maps.me fanden wir einen zweiten eingezeichneten Punkt auf der gegenüberliegenden Seite in Richtung Sonnenuntergang, den wir mit dem Roller ansteuerten. Dort fanden sich bis zum Beginn des Spektakels nur rund 30 Menschen ein, mit denen wir gemeinsam ein Stück den Hügel hinaufkletterten und uns auf die Felsen setzten. Natürlich verkauft auch hier eine Familie kühle Getränke – vermutlich wird hier in 10 Jahren ein Restaurant mit riesiger Terrasse entstanden sein. Zum von uns besuchten Zeitpunkt war dieser Punkt ein Volltreffer ohne den sonst so häufig zu findenden Massentourismus.
Pünktlich zum Sonnenuntergang um kurz vor 18 Uhr ging es dann plötzlich los – urplötzlich begann der Fledermausstrom aus der Höhle loszubrechen – Millionen der kleinen nachtaktiven Tiere verlassen tagtäglich abends die riesige Höhle, um sich auf Nahrungssuche zu begeben. Das Spektakel dauert über 20 Minuten – bis auf ein anderes Paar waren wir die einzigen, die bis zum Schluss blieben. Dem Rest reichte ein Foto für Insta und schon saßen sie wieder im Tuk Tuk – etwas übertrieben, aber leider gibt es für uns zu viele solcher Touristen, die den Moment überhaupt nicht mehr genießen können und nur von einem Foto zum nächsten hetzen. Wir wollen hier nicht urteilen und reisen vermutlich durch die mittlerweile lange Dauer unserer Reise einfach anders – natürlich kann es sein, wir würden das genauso tun, wenn wir weniger Zeit hätten. Außerdem darf ja auch jeder reisen, wie er möchte und uns fällt es vielleicht nach so langer Zeit einfach mehr auf oder wir achten mehr darauf, wie gestresst und anders manche Menschen reisen.
Wir waren bis zum Ende total fasziniert von der Masse der Tiere und auch von ihrer Organisation. Die gleichzeitig untergehende Sonne machte dieses Naturereignis für uns absolut einzigartig und wir verfolgten die Schwärme der Fledermäuse noch lange am Horizont, wo sie aussahen wie riesige Mückenschwärme.
Eine gute halbe Stunde später mit kurzem Stopp im Hostel, wo wir uns abermals den Dreck der Fahrt abduschten, saßen wir auf einem etwas größeren Nightmarket am Fluss und aßen zu Abend.
Im Moment sitzen wir natürlich mal wieder im Bus – dieses Mal eine sehr luxuriöse Variante mit großen, breiten Sitzen, aber leider etwas schwacher Klimaanlage (UPDATE: „AC blloken – so solly.“ – Jetzt sind die Fenster offen – eh viel schöner.) Der Laptop auf dem Schoß hinterlässt hübsche Schweißflecken. In einer guten Stunde kommen wir in Siem Reap an, wo wir uns sehr auf unsere letzten fünf Tage Kambodscha freuen. Für Angkor Wat haben wir uns ebenfalls gegen einen Tuk Tuk-Fahrer entschieden, das Hotel hat versprochen uns mit einem Roller zu helfen – die Infos hierzu im Internet sind etwas dubios, ob es erlaubt ist, die riesige Tempelanlage auf eigene Faust zu erkunden – was für uns ein Traum wäre. Einen ganzen Tag von einem Tuk Tuk-Fahrer herumkutschiert zu werden, widerstrebt uns doch sehr. Mal sehen, ob’s klappt – wir berichten dann Ende der Woche.

Alles Liebe von uns nach Deutschland und in alle anderen Teile der Welt, wo wir mittlerweile gelesen werden. Immer noch freuen wir uns, wie viele uns hier folgen und uns dadurch das Gefühl geben, dass wir auf unserer Reise begleitet werden. Dankeschön.