Rückblick Kambodscha

 Wie nach jedem Land ist es uns wichtig einen kurzen Rückblick über unsere Erfahrungen aufzuschreiben. Kambodscha hat uns total mitgerissen und wir hatten eine sehr abwechslungsreiche Zeit in diesem wunderschönen Land. Für uns vermutlich der wichtigste Punkt war Phnom Penh, da wir dort einfach mal wieder eine Wohnung – ein Zuhause – für eine kurze Zeit hatten. Wir genossen es im Alltag zu sein, einzukaufen, zu kochen und selbst zu waschen. Dadurch sind wir dort für die knapp zwei Wochen auch gefühlt richtig ins Leben der kambodschanischen Hauptstadt eingetaucht. Aber auch die anderen Stopps waren für uns sehr schön. Man merkt, dass das Land noch nicht so lange mit dem Tourismus zu tun hat und durch seine Geschichte nach wie vor zu kämpfen hat und sich im Aufbau befindet. Umso mehr erlebt man aber das traditionelle Leben der Menschen und darf dort hineintauchen. Das fanden wir besonders schön.

Kambodscha –  ein Land des 1$ – der Dollar wird für Touristen verwendet und alles kostet irgendwie einen Dollar.

Kambodscha – ein Land der Pyjamas – überall sieht man Frauen mit bunt gemusterten Pyjamas. Es scheint wie für uns der Jogginganzug zu sein und ist dort ganz normal. Wir feierten es jedes Mal, wenn wir wieder eine Frau in ihrem Anzug mit neuen, lustigen Mustern sahen.

Kambodscha – ein Land voller Grün – zu unserer Reisezeit waren die Reisfelder kurz vor der Ernte und wir sahen kilometerweit grüne Flächen voller Reis. Das satte Grün zusammen mit der Sonne brachte uns immer wieder zum Anhalten und Bewundern.

Kambodscha – ein Land voller Müll – es gibt zwar Müllabfuhren, dennoch sieht man in den Städten viel Müll herumliegen. Jeder wirft seine Plastiktüte auf die Straße und der Plastikverbrauch scheint insgesamt wie in allen asiatischen Ländern sehr hoch zu sein. TakeAway-Becher und -Schüsseln werden hier in Großbestellungen an die Garküchen gekarrt. Zum Glück gibt es in den ländlichen Gebieten auch Stellen voller schöner Natur.

Kambodscha – ein Land zum Verlieben – für uns definitiv eine Reise wert und sehr besonders. Gerade weil es noch sehr ursprünglich ist und man die Aufbauarbeiten sieht. Die Menschen sind am Bauen, Arbeiten, Kochen und verbessern und wollen ihr Land moderner machen. Wir sind froh dieses ursprüngliche Kambodscha noch kennengelernt zu haben. Wer weiß, was in 10-15 Jahren hier passiert. China scheint ein großes Interesse zu haben, Kambodscha zu modernisieren und Singapur ähnlich zu machen. Ob es dann noch eine Reise wert sein wird – man wird sehen??!

D. Siem Reap

Mal wieder gab es ein paar Tage mit Krankheit zu überbrücken. Schon während der Busfahrt von Battambang in die Tempelstadt grummelte es in Miris Magen gewaltig, bevor sie dann eine wirkliche Horrornacht mit Reisedurchfall durchleiden musste. Gut ausgerüstet gab es direkt noch nachts Hühnerbrühe und Fenchel-Anis-Tee. Morgens besorgte Matze Elektrolyte aus der Apotheke. So konnte Schlimmeres verhindert werden und drei Tage später war Miri wieder die Alte.

Gut, dass wir für Siem Reap 5 Tage eingeplant hatten, ansonsten wäre der Besuch von Angkor Wat sprichwörtlich ins Klo gefallen.

Einen Ausflugstag widmeten wir dem sogenannten Floating Village, das derzeit allerdings nicht floatet. Wir mieteten uns mal wieder einen Roller und umgingen die sonst üblichen Komplettpaketausflugstouren. Das spart zum einen Geld und zum anderen macht es uns einfach mehr Spaß, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und zu erkunden.

Mit einem ebenfalls auf eigene Faust fahrenden französischen Paar kamen wir dann doch noch zur sonst inkludierten Bootsfahrt und zahlten zu viert so viel wie sonst pro Person. Warum in Siem Reap Touristen normalerweise nicht Roller fahren wie sonst sehr häufig in Südostasien, haben wir bis jetzt noch nicht verstanden. Im Internet liest man oft, dass Touristen hier keine Roller mieten dürfen oder oft von der Polizei angehalten und zur Kasse gebeten werden, was wir überhaupt nicht bestätigen können. Die Tuk Tuk Mafia scheint hier wohl doch noch deutlich mehr Macht zu haben als sowieso schon in diesen Ländern.

Die auf Stelzen gebauten Häuser sind schön anzusehen, oft nett dekoriert und die Menschen im Dorf profitieren sehr von den Touristenbesuchen und der damit verbundenen Einnahmequelle. Die kleine Schule fanden wir besonders niedlich, leider konnten wir keinen Unterricht sehen, da gerade Mittagspause war. Die kurze Bootsfahrt auf dem Tonle Sap See begeisterte uns wenig und muss aus unserer Sicht nicht gemacht werden. Für Touristen gibt es dort ein Restaurant und eine Krokodilfarm, die besichtigt werden kann. Das wollten wir beides nicht.

 

 

 

 

Nachdem wir uns im Hotel erfrischt hatten – dem Pool sei Dank – steuerten wir den noch untouristischen Hügel Phnom Krom an. Von dort hat man einen tollen Blick auf noch ein anderes Floating Village und kann einen schönen Sonnenuntergang bewundern. Die unendlichen Reisfelder und das ewige flache Land zeichnen für uns Kambodscha aus.

 

 

 

 

Für den nächsten Morgen war frühes Aufstehen angesagt. Um 5 Uhr sollte es nun endlich in den heißersehnten Angkor Wat Park gehen. Neben dem Haupttempel gibt es dort noch viele andere wahnsinnig sehenswerte Tempel und man könnte sicher mehrere Tage dort verbringen. Die Entscheidung, mehrere oder nur einen Tag zu gehen, nahm uns Miris Krankheit ab.

Für uns war der Tag ausreichend, da wir mit dem Roller gezielt einzelne Highlights ansteuern konnten, die Miri in vielen Stunden Blogs lesen für uns zusammengestellt hatte. Wir fuhren schwerpunktmäßig die Small Circuit Runde, ließen uns aber auch treiben und genossen auch zwei schöne Tempelanlagen (am See) der großen Runde, die etwas weniger überfüllt waren.

Dass das Weltkulturerbe natürlich Touristen in Massen anzieht, ist verständlich und im Voraus klar. Insgesamt verteilt es sich ganz gut. Wie man die überfülltesten Situationen meiden kann, fassen wir hier mal kurz zusammen:

Angkor Wat Tipps

  • Alle möchten das typische Sonnenaufgangsbild des Haupttempels Angkor Wat von vor dem See aus schießen. Die Bilder könnt ihr mit einfacher Google Suche in Sekunden finden und aus unserer Sicht kann man sich das sparen. Stattdessen direkt um 6.15 Uhr in den noch leeren Tempel hinein und das berühmte Foto später schießen.
  • Nach ein paar ruhigen Minuten im Haupttempel kann man sich für den Rundgang oben in den Türmen anstellen und wartet nur wenige Minuten, anstatt später 2 Stunden.
  • Für uns war die beeindruckende Parkanlage wunderbar eigenständig per Roller zu erkunden und wie immer genossen wir die Freiheit und Unabhängigkeit.
  • Nicht zu lange in der Haupttempelanlage Angkor Wat verweilen. Wir machten uns schnell auf den Weg zum Ta Prohm, dem aus Tomb Raider bekannten Tempel, der an vielen Stellen von riesigen Bäumen umschlungen wird. Kommt man früh, ist man dort fast noch alleine – später muss man innen dicht gedrängt durchlaufen.
  • Sonnenuntergang auf dem Tempelberg („Phnom Bakheng“) wäre sicher schön, man muss aber spätestens um 16 Uhr hoch und dann warten. Stattdessen zum See „Srah Srang“ – dort kann man ebenfalls einen tollen Sonnenuntergang erleben und teilt ihn auch nur mit einer Handvoll anderer Leute.
  • Die kleine Runde eignet sich gut für einen Tag, trotzdem vielleicht noch ein oder zwei Tempel der großen Route ansteuern, die sind deutlich weniger überlaufen. Wir waren bei: Ta Som und Neak Pean (mitten in einem See gelegen).

 

 

Für den Tag danach konnten wir glücklicherweise einen Late-Checkout im Hotel bekommen, da unser Flug erst um 19.30 Uhr abends nach Hanoi in Vietnam abheben sollte. Wir verbummelten den Vormittag in der Stadt, kauften Souvenirs, relaxten am Pool und packten dann auf 15 Uhr unsere Rucksäcke. Noch ein kurzes Mittagessen und danach begannen wir ebenfalls am Pool mit diesem Bericht. Um 17 Uhr wollten wir das Taxi nehmen und spaßeshalber schauten wir, ob denn unser Flug pünktlich abheben sollte. Da traf es uns mit voller Wucht und uns wurde plötzlich ganz anders. Unser Flug war schon am Abend vorher ohne uns nach Hanoi geflogen, während wir erschöpft aus Angkor Watt zurückgekommen waren. Wie das passieren kann? Wir hatten wohl beim Erstellen des Kalendereintrages einen folgenschweren Fehler gemacht. Hektisch mussten Entscheidungen getroffen werden – für Montag haben wir eine teure Tour in der Halongbucht gebucht, morgen schon bringt uns der Bus zum Startort der Tour in Cat Ba. Schnell wogen wir ab, auf welche Weise mehr Geld kaputt gemacht wird. Uns war schnell klar: Wir müssen noch heute nach Hanoi. Bei Miri flossen einige Tränen und wir mussten tief in die Tasche greifen, um jetzt im Grab vom Flughafen Hanoi zum Hotel zu sitzen. Wir beißen uns so sehr in den Arsch, weil wir auf dieser Langzeitreise so gut mit unserem Budget haushalten (müssen) und gerade jetzt vor den wirklich teuren Ländern Australien und Neuseeland tut diese unnötige Zusatzausgabe besonders weh.

Wir werden darüber hinwegkommen – auch wenn es ein paar Tage dauern wird. Am Montag müssen wir dann aber die Halongbucht umso mehr genießen, diese teure Tour haben wir uns gegenseitig zu Weihnachten geschenkt und uns hier einmal etwas gegönnt. Die lassen wir uns nicht vermiesen.

Scheiße, Scheiße, Scheiße … aber immerhin sind wir jetzt hier angekommen, woran wir zwischenzeitlich nicht mehr geglaubt hatten.

Ciao mit Ao!

 

PS: Angkor WHAT?

 

 

C. Battambang

Uns hat die Reise- und Entdeckungslust wieder gepackt und so kamen wir voller Elan in Battambang an, und obwohl es schon spät am Nachmittag war, machten wir uns auf den Weg in die Stadt und drehten unsere erste Runde, liefen einige Restaurants ab, um für die nächsten Tage nach günstigem und gutem Essen zu schauen. Außerdem organisierten wir uns einen Roller für den übernächsten Tag. Auf dem kleinen Night-Market aßen wir zu Abend (das erste Mal Amok) und kauften auf dem Heimweg noch Bananen. Die Lebensmittel, die wir seit langer Zeit eigentlich immer im Gepäck haben sind: Tee, Kaffee, Bananen und Haferflocken. So sind wir für ein leckeres, günstiges und eigenständiges Frühstücks-Porridge jederzeit gewappnet und dieses Frühstück lieben wir und wir können nicht mehr ohne.

Für Battambang hatten wir im Low-Budget-Bereich drei Nächte im Doppelzimmer in einem Hostel (Lucky Hostel) gebucht. Leider bekamen wir ein Zimmer direkt am Treppenhaus und konnten auch nicht mehr wechseln. Das Hostel ist sowieso schon sehr hellhörig und direkt am Treppenhaus laufen minütlich kommunizierende und trampelnde Menschen vorbei. Für den nächsten Tag aber versprach man uns einen Wechsel – den konnten wir gegen 12 Uhr dann auch vornehmen – siehe da: Das Zimmer war beinahe doppelt so groß, es gab einen Duschvorhang und vom Lärm war nicht mehr viel mitzubekommen. Und das für die gleichen 14$ pro Nacht.

Zufrieden mit dem neuen Reich machten wir uns mal wieder einen halben Tag über unsere weitere Planung her. Unsere grobe Route für Australien (Perth bis Adelaide) steht jetzt und die etwas schwierigen Buchungen für die anstehenden Großstädte (Singapur, Melbourne, Sydney) gedeihen. Nachdem wir nun seit 3 Monaten die Preise Südostasiens fürs Übernachten gewohnt sind, fällt es schwer, sich hier wieder auf andere Preisniveaus einzulassen – außerdem sind Großstädte natürlich per se schon immer teurer. Wir ließen es uns bei frisch gemixten Smoothies und IcedCoffee jeweils für nur 1$ gutgehen.(Kambodscha – viele nennen es das One-Dollar-Land, wir bezahlen aber lieber mit Riel und stellen fest, dass es dadurch manchmal noch etwas günstiger wird).

Für abends stand ein Zirkusbesuch auf dem Programm. Es gibt eine Artistenschule, die auch einen Kindergarten beinhaltet, wo Straßen- und arme – teilweise auch Waisen- kinder aufgenommen werden, denen hier eine Schul- und Ausbildung ermöglicht wird. Sie werden am Ende ihrer Ausbildung ausgebildete Artisten sein und erhöhen so ihre Chancen auf eine erfolgreiche Zukunft.

Da man dieses ganze Projekt mitfinanziert, kostet der Eintritt stolze 14$ pro Person. Aus unserer Sicht auch für den guten Zweck doch recht teuer – bei 5 Vorstellungen mit je 100 Besuchern die Woche liegt man da bei Einnahmen um die 25000 $ im Monat, was für Kambodscha ein riesiger Batzen Geld ist. Wir sind da immer skeptisch, ob das ganze Geld dann wirklich hauptsächlich bei den Kindern und Jugendlichen ankommt.

Vor der Vorstellung schauten wir noch eine Kunst-Ausstellung der Kinder an und bewunderten die tollen Werke der noch jungen Künstler. Danach ging‘s in die Vorstellung – gespielt werden jeden Tag andere Theaterstücke, in die die Kunststücke dann eingebaut werden. Jedes Theaterstück beschäftigt sich inhaltlich mit der Verbindung des alten, traditionellen Kambodschas mit den modernen Einflüssen und damit auch dem Aufeinandertreffen von Tradition und Tourismus.

Die Artisten jonglierten, turnten und begeisterten das Publikum am Diablo.

Zu Fuß machten wir uns nach dem Zirkus die 1,8 km auf den Rückweg zum Hostel – das ständige Tuk Tuk-Gefahre geht uns kräftig auf die Nerven und auch wenn die Fahrten in der Regel nur 1-3$ kosten (je nachdem wie sehr man sich auch übers Ohr hauen lässt – wir empfehlen zur Nutzung von Tuk Tuks IMMER eine App – PassApp, Grab, Uber, etc.) läppert sich das über den Tag gesehen schon ganz schön – zu Hause fährt man ja auch nicht jeden Kilometer mit dem Taxi.

Auf der anderen Seite des Straßenblocks, wo unser Hostel lag, fanden wir einige sehr einfache einheimische Restaurants, wo wir für 4$ zweimal Fried Rice mit Fleisch bekamen und wir uns wohlfühlten.

Gestern Morgen machten wir uns dann auf den Weg zur Rollervermietung – wir hatten mit John, dem Besitzer, ausgemacht, dass wir zwischen 8.00 und 8.30 zur Abholung kommen würden – das Tor war verschlossen und wir mussten den ausgewanderten Kanadier per Telefon wecken. Dasselbe übrigens heute Morgen bei der Rückgabe wieder – geschäftstüchtig erschien uns das nicht.

Mit dem Roller fuhren wir rund 5 km aufs Land zum Startpunkt des berühmten Bamboo-Trains. Dies ist Battambangs Haupttouristenattraktion. Man wird auf einem einfachen Bambus-Brett, das auf zwei Eisenachsen gestellt wird und somit schienentauglich wird – durch Getreidefelder gefahren. Wir freuten uns, dass unser Plan aufging, und wir die erste Fahrt machten und somit die Hinfahrt ohne Gegenverkehr in völliger Ruhe und tollem Klima genießen konnten. Eine nette Fahrt, auch etwas zu teuer aus unserer Sicht, aber trotzdem ein Muss, wenn man in Battambang ist. Dass am Umkehrpunkt an kleinen Läden Dinge verkauft werden, wussten wir schon vorher und hatten bewusst das Souvenir-Shopping hierher verlegt. Die Dame war zwar aufdringlich, wir kauften dennoch nur, was wir auch wirklich haben wollten und handelten sie im Preis noch ordentlich runter.

Auf der Rückfahrt kamen uns dann mehr als 5 andere der kleinen Bamboo-Trains entgegen. Das Lustige daran: Einer von beiden muss den Zug vom Gleis nehmen und den anderen passieren lassen. Seht selbst.

Von dort aus fuhren wir noch eine knappe Stunde am Fluss entlang durch die ländliche Region und sahen viele kleine Dörfer und erlebten das alltägliche, ländliche Kambodscha – ab vom Tourismus. Viele Kinder winkten uns fröhlich zu und wir genossen die Fahrt. Die Landschaft ist wunderschön, es sind viele verschiedene Grüntöne und Palmen, Reis- und Weizenfelder wechseln sich ab, während man dem Flußlauf folgt. Die Mittagspause verbrachten wir im Hostel, nachdem wir nochmals im gleichen Restaurant wie am Vortag ein günstiges Mittagessen zu uns genommen hatten. Vor dem Mittagsschlaf mussten wir kurz unter die Dusche – die Rollerfahrten auf den staubigen Straßen hinterlassen ihre Spuren im Gesicht, im Bart und eigentlich überall. Der Mittagsschlaf war wichtig, da man während der Rollerfahrten natürlich auch ordentlich der Sonne ausgesetzt ist.

Zweites Tagesziel waren dann die Fledermaushöhlen – ca 12 km außerhalb der Stadt. Staubig kamen wir dort an und genossen den Ausblick von dem Hügel, auf dem eine sehr zerfallene Tempelanlage steht. Die Affen scheinen dieses Gebiet irgendwie unter ihre Herrschaft genommen zu haben – Matze fand‘s lustig, Miri etwas unheimlich – Selina wäre vielleicht gleich wieder geflüchtet!?

Sehr enttäuschend war dann der Besuch der Killing Caves – hier befindet sich ein weiteres Massengrab aus den Zeiten der Roten Khmer. Es wimmelt von kleinen Mädchen, die in gewandtem Englisch auf einen zukommen, einem die 20 Meter entfernte Treppe zeigen und dafür einen Dollar wollen. Miri machte direkt zu Beginn sehr deutlich, dass wir das alleine schaffen – leider sahen wir viele (überrumpelte) Touristen, die den Mädchen einen Dollar zusteckten, nachdem sie für 3 Minuten neben ihnen her gelaufen waren. Man liest immer wieder davon, dass man dadurch die Kinder von der Schule abhält und ihnen ein völlig falsches Gefühl von Arbeit und einen völlig falschen Bezug zum Geld vermittelt. Der stark wachsende Tourismus instrumentalisiert unserer Meinung nach oft Kinder und zeigt ihnen ein Leben, das nicht nachhaltig und realistisch auf die Zukunft geplant und durchdacht ist.

Die berühmten Fledermaushöhlen ließen uns auf einen versöhnlichen Tagesabschluss hoffen. Der in Google-Maps angegebene Punkt liegt an einer langen Straße, wo in zwei Reihen einen Kilometer lang Plastikstühle aufgestellt werden und die Touristen essen und trinken sollen. In maps.me fanden wir einen zweiten eingezeichneten Punkt auf der gegenüberliegenden Seite in Richtung Sonnenuntergang, den wir mit dem Roller ansteuerten. Dort fanden sich bis zum Beginn des Spektakels nur rund 30 Menschen ein, mit denen wir gemeinsam ein Stück den Hügel hinaufkletterten und uns auf die Felsen setzten. Natürlich verkauft auch hier eine Familie kühle Getränke – vermutlich wird hier in 10 Jahren ein Restaurant mit riesiger Terrasse entstanden sein. Zum von uns besuchten Zeitpunkt war dieser Punkt ein Volltreffer ohne den sonst so häufig zu findenden Massentourismus.

Pünktlich zum Sonnenuntergang um kurz vor 18 Uhr ging es dann plötzlich los – urplötzlich begann der Fledermausstrom aus der Höhle loszubrechen – Millionen der kleinen nachtaktiven Tiere verlassen tagtäglich abends die riesige Höhle, um sich auf Nahrungssuche zu begeben. Das Spektakel dauert über 20 Minuten – bis auf ein anderes Paar waren wir die einzigen, die bis zum Schluss blieben. Dem Rest reichte ein Foto für Insta und schon saßen sie wieder im Tuk Tuk – etwas übertrieben, aber leider gibt es für uns zu viele solcher Touristen, die den Moment überhaupt nicht mehr genießen können und nur von einem Foto zum nächsten hetzen. Wir wollen hier nicht urteilen und reisen vermutlich durch die mittlerweile lange Dauer unserer Reise einfach anders – natürlich kann es sein, wir würden das genauso tun, wenn wir weniger Zeit hätten. Außerdem darf ja auch jeder reisen, wie er möchte und uns fällt es vielleicht nach so langer Zeit einfach mehr auf oder wir achten mehr darauf, wie gestresst und anders manche Menschen reisen.

Wir waren bis zum Ende total fasziniert von der Masse der Tiere und auch von ihrer Organisation. Die gleichzeitig untergehende Sonne machte dieses Naturereignis für uns absolut einzigartig und wir verfolgten die Schwärme der Fledermäuse noch lange am Horizont, wo sie aussahen wie riesige Mückenschwärme.

Eine gute halbe Stunde später mit kurzem Stopp im Hostel, wo wir uns abermals den Dreck der Fahrt abduschten, saßen wir auf einem etwas größeren Nightmarket am Fluss und aßen zu Abend.

Im Moment sitzen wir natürlich mal wieder im Bus – dieses Mal eine sehr luxuriöse Variante mit großen, breiten Sitzen, aber leider etwas schwacher Klimaanlage (UPDATE: „AC blloken – so solly.“ – Jetzt sind die Fenster offen – eh viel schöner.) Der Laptop auf dem Schoß hinterlässt hübsche Schweißflecken. In einer guten Stunde kommen wir in Siem Reap an, wo wir uns sehr auf unsere letzten fünf Tage Kambodscha freuen. Für Angkor Wat haben wir uns ebenfalls gegen einen Tuk Tuk-Fahrer entschieden, das Hotel hat versprochen uns mit einem Roller zu helfen – die Infos hierzu im Internet sind etwas dubios, ob es erlaubt ist, die riesige Tempelanlage auf eigene Faust zu erkunden – was für uns ein Traum wäre. Einen ganzen Tag von einem  Tuk Tuk-Fahrer herumkutschiert zu werden, widerstrebt uns doch sehr. Mal sehen, ob’s klappt – wir berichten dann Ende der Woche.

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Alles Liebe von uns nach Deutschland und in alle anderen Teile der Welt, wo wir mittlerweile gelesen werden. Immer noch freuen wir uns, wie viele uns hier folgen und uns dadurch das Gefühl geben, dass wir auf unserer Reise begleitet werden. Dankeschön.

B. Phnom Penh (2) – Pol Pot und die Roten Khmer

Pol Pot und die Roten Khmer sind schuld am Tod von weit über 1,5 Millionen Menschen. Hier ist kein fremdes Land gekommen, das einen Krieg begonnen und die Kambodschaner getötet hat, sondern es war eine Gruppe Kambodschaner, die dies ihrem eigenen Volk angetan hat.

Pol Pot und sein Gefolge – zum Großteil bestehend aus Bauern, Kindersoldaten und Jugendlichen – wollten sich einen neuen und reinen Staat aufbauen, einen reinen Bauernstaat. Somit wurden Akademiker, Studierte, Menschen, die lesen und schreiben konnten, systematisch gefangen genommen, zu Geständnissen gezwungen und hingerichtet. Es konnte schon reichen, eine Brille zu tragen, mit der man zu gebildet wirkte, so dass man hingerichtet wurde.

Insgesamt starben hier während der 1364 Tage von Pol Pots Herrschaft jeden Tag über 1400 Menschen. Das ist eine höhere Zahl als bei Hitler oder Stalin.

Zu Weihnachten 1978 marschierten die vietnamesischen Truppen in Kambodscha ein und hatten bis zum 7. Januar 1979 Pol Pot und sein Gefolge besiegt. Der Kommunistenführer führte aus dem Dschungel heraus weiter einen Guerilla-Krieg, nun gegen die Vietnamesen. Erst mit seinem Tod 1999 kapitulierten die letzten Roten Khmer.

Der 7. Januar wird in Kambodscha als Victory Day gefeiert und so konnten wir uns keinen passenderen Tag als den 7. Januar 2019 (40 Jahre Befreiung von den Roten Khmer) aussuchen, um uns diese schreckliche Geschichte näher zu betrachten.

(Quellen und zur Vertiefung der Thematik siehe Welt.de )

Dass wir gerade am Victory-Day im Tuol-Sleng-Genozid-Museum in Phnom Penh gelandet sind, war reiner Zufall – wir finden, dass wir in Deutschland zu wenig (oder gar nichts) über dieses Schicksal in der Schule erfahren haben und sind jetzt froh (sofern man dieses Adjektiv bei einer solchen Thematik verwenden kann), uns hier weitergebildet zu haben.

Tuol-Sleng-Genozid-Museum

Mit einem Audioguide bewaffnet machen wir uns auf den Weg in diesem Museum die gut 30 Stationen zu besuchen, an denen wir die Geschichte Kambodschas näher gebracht bekommen. Bevor die Gebäude während des Regimes der Roten Khmer als Gefängnis dienten, war hier eine Schule. Der Innenhof mit Jackfruit-, Mango- und anderen blühenden Bäumen strahlt etwas völlig anderes aus als das, was hinter diesen Mauern vor 40 Jahren geschehen ist. Es wirkt fast ein bisschen idyllisch in der sonst doch typisch hektischen und trubeligen Großstadt, als wir uns mit Kopfhörern auf eine schattige Bank setzen und der Einführung lauschen. Von Station zu Station steigt unsere Fassungslosigkeit über das, was hier 4 Jahre lang passiert ist. Besonders schlimm für uns zu sehen, sind die umfunktionierten Klassenzimmer, in denen teilweise noch Blutflecken zu sehen waren von den mehrfach täglich stattfindenden Vernehmungen unter schwerster Folter. Andere Klassenzimmer sind zu Gruppenzellen, wieder andere zu Einzelzellen umgebaut worden. Die Audio-Tour ist wirklich hervorragend gemacht und sehr kurzweilig. Emotional ist die Tour anstrengend genug und es gibt sehr viel zu verarbeiten und zu verkraften. Im dritten Gebäude finden sich Folterwerkzeuge und vor allem auch Fotografien der Häftlinge. Vann Nath ist einer von 14 Überlebenden dieses Gefängnisses. Sein malerisches Talent rettete ihm das Leben. Er wurde von den Roten Khmer für Selbstporträts und Skulpturen am Leben gelassen und etwas besser behandelt. Zur eigenen Verarbeitung malte er nach dem Ende dieses Schreckens Bilder vom Gefängnis und von den Hinrichtungen.

Die Hinrichtungen selbst zeigen deutlich, wie hier vorgegangen wurde: Es wurde nicht geschossen, um keinen Lärm zu machen, aber auch um Kugeln zu sparen. Nach außen hin – für den Rest der Bevölkerung, aber auch weltweit – wirkten die Roten Khmer wie die seriöse Kommunistenpartei, mit der sogar noch nach 1979 weltweit verhandelt wurde und die als Staatsoberhäupter angesehen und akzeptiert waren. Dass so schreckliche Dinge passieren und die Welt bekommt es nicht mit und dass es nach der Vertreibung der Roten Khmer nochmal fast 10 Jahre dauert, bis die ganze Sache für die Weltöffentlichkeit endlich publik wird, ist wirklich beängstigend und jagt uns einen Schauer über den Rücken. Die Hingerichteten wurden mit verbundenen Augen in Lastwägen abtransportiert – oft mit dem Versprechen, ein neues Zuhause zu bekommen. An einem der vielen Massengräber des Landes schließlich wurden sie, während Musik laut erschallte, erschlagen und in Gruben geworfen.

Eines dieser Massengräber schauten wir uns am darauffolgenden Tag an – die sogenannten Killing Fields (Choeung EK Genocidal Center).

Auch hier wird die Führung durch eine Audiotour unterstützt, die ebenfalls lohnenswert war. Die Gebäude von damals sind nicht mehr erhalten und dennoch kann man die Spuren dieses Grauens hier überall noch sehen und fühlen. Die Gruben, in welche die Leichen geworfen wurden, sind vom immer wieder kommenden Regen mittlerweile fast wieder eingeebnet. Dennoch spült genau dieser Regen bis heute immer wieder Kleidung, Knochen, Zähne und anderes an die Oberfläche. Kleidungsfetzen kann man überall entdecken und es schaudert einen. Ein „außerschulischer Lernort“ (Bezug zu unserem Studium), der seinen Zweck mehr als erfüllt.

Auch hier kann man im Schatten verweilen und sich Geschichten von Zeitzeugen oder nacherzählte Einzelschicksale anhören. Dadurch wird bewusst, dass dieses Schicksal hierzulande längst nicht verarbeitet ist und die Menschen bestimmt noch lange brauchen werden, um dieses Kapitel zu bewältigen. Die Geschichte wird – wie bei uns zum Nationalsozialismus – in den Schulen gelehrt.

Wirklich fassungslos lauschen wir gegen Ende den Klängen aus den Kopfhörern: Der Erzähler beschreibt, was die Hingerichteten vermutlich kurz vor ihrem Tode gehört haben. Es wurde Musik abgespielt und im Hintergrund hörte man laut das Dieselaggregat rattern. Im Kopfhörer rattert das Aggregat und eine Kambodianische Frauenstimme singt. Es ist verstörend und zum Heulen.

Die Parallelen zum Nationalsozialismus sind natürlich allgegenwärtig und es macht einem große Angst, dass so etwas wieder geschehen kann.

Unsere Weltreise zeigt uns immer mehr, dass wir im Anschluss daran zunächst einmal unser eigenes Land noch viel näher kennenlernen wollen: nicht nur Landschaften und uns bisher unbekannte Städte und Metropolen stehen auf unserer To-Do-Liste. Auch geschichtlich möchten wir uns vielleicht mal wieder in ein Konzentrationslager aufmachen – der Besuch mit der Schule ist erstens lange her und zweitens fehlte uns damals das nötige Bewusstsein und die Reife, das ganze Ausmaß überhaupt zu begreifen und emotional an einen heranlassen zu können.

Vielleicht kann unsere Deutschland-Reise ja auch ohne das eigene Auto stattfinden – ganz im Stile unserer jetzigen Reisegewohnheiten.

Was war sonst noch los in Phnom Penh?

  • Russian Market (der hat uns einfach nicht mehr losgelassen … )
  • Central Market
  • Frisörbesuch und Pediküre (beides natürlich nicht in einem schnieken „westlich geprägten Salon“ – die Pediküre gab’s direkt auf dem Russian Market zwischen Fisch, Obst und Gemüse)
  • Spaziergang an der Promenade
  • Shabu Shabu (All you can eat running buffet)
  • Unsere erste Schmiergeldzahlung in Kambodscha (zweite während der Reise). Dieses Mal stellten wir uns besser an. Der zweite Geldbeutel bewährt sich – und so konnten wir den Polizisten überzeugen, nicht mehr als 5$ und noch ein paar Cent in Riel dabeizuhaben. Das war ihm erstmal zu wenig, schließlich ließ er sich dann aber wegen unserer Hartnäckigkeit und unseren Entschuldigungen darauf ein. Wirklich falsch haben wir nichts gemacht, aber wir haben europäisches Aussehen und sind damit ein leicht gefundenes Fressen für die geldgierigen und korrupten Polizisten.
  • Bäckersmann und Gemüsefrau in unserem Viertel kannten uns zuletzt – was viel zur Entspannung die letzten Tage beigetragen hat und wir so in den Alltag in Phnom Penh kamen, was wir mal wieder gebraucht haben.

Gestern Abend brachten wir das Essen, das wir noch übrig hatten, zusammen mit Miris alter Wanderhose und einem aussortierten T-Shirt in eine Art Kleiderkammer bei uns um die Ecke, die sich um bedürftige Kinder und Erwachsene hier in Kambodscha kümmert. Bei diesen Aktionen müssen wir an unsere Kleiderschränke zu Hause denken und schämen uns manchmal für unseren Überfluss. Wo die Altkleider-Säcke zu Hause letztendlich landen, weiß ja keiner so genau. Zukünftig werden unsere vermutlich nach Uganda fliegen.

Jetzt sitzen wir mal wieder in einem kleinen 12 Sitzer-Bus und fliegen tief. Der Fahrer hat vor 3 Stunden bei einem Überholmanöver seinen linken Außenspiegel eingebüßt, was ihn nicht sonderlich gejuckt hat. In der hintersten Reihe hat natürlich mal wieder jemand die Tonnen von Chips wieder loswerden müssen, die sich die Reisenden hier immer reinstopfen – wir wissen schon, warum wir die Busfahrten mit Schonkost und wenig Wasser bestreiten und uns Beschäftigung für nebenher suchen.

Die nächsten 3 Tage werden wir in Battambang verbringen, bevor dann unser letzter Stopp hier in Kambodscha ansteht: Siem Reap.

Schönes Wochenende euch allen und viel Spaß beim Schneeschippen.

B. Phnom Penh (1)

Als allererstes wünschen wir euch ein wunderschönes und vor allem gesundes NEUES JAHR. Wir hoffen, ihr seid gut ins neue Jahr gestartet und habt nicht zu viele Vorsätze. Wir sind super ins neue Jahr gestartet und hatten für uns ein perfektes Silvester. Wir sind von Kampot aus in die Hauptstadt Phnom Penh gereist, wo wir nun für 12 Tage in einer Wohnung leben. Das war uns schon seit einigen Wochen ein Anliegen. Endlich mal wieder für eine gewisse Zeit an einem Ort sein und nicht nur ein Hotelzimmer haben oder in einem Homestay wohnen. Wir haben in Phnom Penh eine tolle Wohnung gefunden, die auch wirklich preiswert ist und sind glücklich hier für eine Weile zu rasten.

Silvester verbrachten wir zu zweit in der Wohnung, kochten uns leckeres Essen, tanzten und sangen (die Wohnung ist dafür groß genug) und sahen uns das Minifeuerwerk auf unserer Dachterrasse an. Später telefonierten wir noch mit Miris Familie, die mit uns passend zu unserem neuen Jahr anstieß. Alles in allem ein wunderschöner Abend, an dem wir sehr glücklich und zufrieden waren.

Im neuen Jahr wurde Matze leider krank und so verbrachten wir die nächsten Tage viel zu Hause. Wir probierten uns in der asiatischen Küche aus und kochten viele gesunde Rezepte, Miri pflegte Matze gesund.

„Auf dem Roller bekomme ich oft das Gefühl von Freiheit und glücklich sein“ meinte Miri noch vor ein paar Tagen.

Durch die wegen Matzes Krankheit zu Hause verbrachten Tage kam Miri zur Ruhe und musste feststellen, dass das Gefühl, in der Wohnung mal wieder zu Hause zu sein und dabei aber eben doch nicht wirklich zu Hause zu sein, ihr zu schaffen machte. Ein Gefühl von Heimweh kam auf. Wobei man hier vermutlich genauer erklären muss, was das bedeutet. Vielleicht ist es mehr ein Vermissen. Das Gewohnte von Deutschland zu vermissen, die Freiheit alleine und zu jeder Tageszeit nach draußen gehen zu können und auch Freunde und Familie regelmäßig zu sehen. Wirkliches Heimweh ist es nicht. Denn wir beide sind für uns unser Zuhause, die Zeit ist wahnsinnig schön und wir sind unglaublich dankbar diese Chance zu haben. Dennoch gehören auch solche Gefühle mit zu einer solchen Reise – und diese Gefühle kommen dann hoch, wenn man zur Ruhe kommt und verarbeiten kann. Dabei fehlen einem dann die Familie und die Freunde.

Zum Glück kann man ja heutzutage furchtbar einfach per Videotelefonie Kontakt halten und so konnten wir die letzten Tage immer wieder mit den Liebsten telefonieren und so das Gefühl des Vermissens wieder zurückdrängen. Es ist mit Sicherheit ganz normal dieses Gefühl des Vermissens zu haben. Und vermutlich ist es genauso normal, dass Frauen dieses Gefühl stärker trifft.

An unserer großen Reise sind wir beide schon sehr gereift und stellen immer wieder fest, dass wir eigentlich 30 Jahre lang die Welt nicht gekannt haben. Natürlich kennen wir sie immer noch nicht komplett, aber wir kommen der Sache schon näher.

Der „Nachteil“ am langen Reisen ist, dass man eben nicht mal kurz seine Familie und Freunde sehen kann, wenn einem danach ist. Im Ganzen sind wir sehr glücklich und freuen uns auf die noch anstehende Zeit. Vermissen gehört eben auch zur Weltreise und ist wichtig. Und für uns wird das nach Deutschland kommen dadurch umso emotionaler und schöner …

 

Seit gestern geht es bei Matze zum Glück wieder bergauf, wir waren wieder on tour und es war ein wunderschöner Tag. Wir waren auf dem „Russian Market“ einkaufen. Für Miri gehören ja die Märkte zu ihren schönsten Erlebnissen auf Weltreise und so strahlte sie wieder über beide Ohren. Gegen später waren wir noch in einem Outlet und gönnten uns ein paar Kleinigkeiten. Abends kochten wir uns leckere Crevetten mit Reis und ließen den Abend mit der Serie „In aller Freundschaft“ ausklingen.

Heute gab es nach langer Zeit mal wieder eine Avocado zum Frühstück – die letzte hatten wir in Uganda, wo die Dinger direkt im Transitory Home auf dem Baum wuchsen. In Thailand, Malaysia und Sri Lanka hatten wir keine gefunden und die riesigen Avocados vom Russian Market entlockten uns einen Jubelschrei. Den Nachmittag verbrachten wir am Tonle Sap River und schlenderten durch die Gassen. Miri ließ sich spontan für 4$ die Haare schneiden und wir schlenderten mal wieder über einen Markt. Den Royal Palace schauten wir nur von außen an, genauso wie die innerstädtischen Tempel. Das Eintrittsgeld wird für Angkor Wat gespart, wo wir insgesamt rund 100$ einplanen müssen.

Phnom Penh gefällt uns gut, obwohl uns von vielen Seiten von einem längeren Aufenthalt hier eher abgeraten wurde. Die französische Architektur der Kolonialzeit prägt das Stadtbild und gammelt vor sich hin. Gleichzeitig sieht man moderne Gebäude entstehen, die das wahnsinnige Wachstum (finanziell – vermutlich durch den Tourismus) des Landes verdeutlichen. Wir kommen mit den zwei Währungen hier in Kambodscha ganz gut zurecht. Wir versuchen bei den Locals alles mit Riel zu machen, da sonst für Touristen alles grundsätzlich einen Dollar kostet – in Riel dann aber oft nur ein paar Cent. Was wir an den Kambodschanern toll finden, ist, dass sie sich überall Hängematten aufhängen, um dort bequem auf Geschäfte zu warten. So zum Beispiel die Fleischverkäuferin in Kampot (siehe letzter Beitrag). Auf dem Rückweg fuhren wir noch zum einzigen Supermarkt der Stadt, der Coke Zero im Sortiment hat, und deckten uns für die restlichen Tage ein.

Für die nächsten Tage steht die Vergangenheit Kambodschas für uns auf dem Programm und wir werden das Genocide-Museum und die Killing-Fields besuchen. Dass vor noch nicht einmal 50 Jahren hier eine komplette Generation Bildungsbürger gefoltert und ausgelöscht wurde, ist furchtbar und schwer vorstellbar. Vielleicht wäre das auch einmal etwas für den heimischen Geschichtsunterricht, anstatt zum dreiundzwanzigsten Mal den Nationalsozialismus in Deutschland durchzunehmen.

Jetzt sind wir eben aus dem hauseigenen Fitness-Studio zurück, trinken Kaffee und essen Passionfruit und dachten, es wird dringend Zeit für ein Update.

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Wir drücken euch aus der Ferne – allen Kolleginnen und Kollegen wünschen wir morgen einen guten Start zurück in der Schule.

Wir schicken euch sonnige und sehr warme Grüße aus Phnom Penh – genießt ihr dafür bitte den Schnee für uns mit.

A. Kampot

Nach Ankunft am Flughafen Sihanoukville wurde uns schnell klar, dass wir eine gute Entscheidung getroffen hatten, hier nicht zu übernachten. Es wimmelte von unsympathischen Russen und was man im Internet über die Küsten- und Flughafenstadt liest, macht einen eher betroffen, als dass man sich hier auf Urlaub oder Strand freuen könnte (Prostitution, Drogen, etc.).

Dadurch mussten wir allerdings vom Flughafen aus die knapp 100 km nach Kampot irgendwie hinter uns bringen. Die Recherchen im Vorfeld ergaben: Nur einmal am Tag ein Zug, Busse nur von Sihanoukville Town und somit war klar: Wir müssen ein Taxi nehmen. Die Recherchen im Internet ergaben Preise zwischen 20 und 30 $ und so waren wir erstmal ganz schön genervt, als uns die Taxifahrer durchweg eine Fahrt für 50$ anboten und hier auch nicht mit sich verhandeln ließen. Wir merkten die Absprache der Taxifahrer untereinander. Diese Situationen, in denen Touristen keine andere Option haben, stören uns sehr, denn in diesen Situationen wird man förmlich ausgenommen.

Unsere Hartnäckigkeit und Geduld zahlte sich aus – Matze fand einen jungen Russen mit seiner Freundin, die sich spontan entschieden mit uns zu reisen, da sie auf dem Weg nach Vietnam waren. Somit wurden 45$ durch zwei geteilt und wir fuhren für 23$ nach Kampot. Auf der Fahrt fühlten wir uns nach Uganda zurückversetzt – die Straßenverhältnisse, viele unasphaltierte Straße, rote Erde und sichtbare Armut waren die ersten Eindrücke.

Nach einer dringend nötigen Dusche und der ersten Nacht im Hotel, mussten wir unsere Eindrücke revidieren. So arm wie Uganda ist Kambodscha vermutlich an vielen Stellen nicht – Kampot und Umgebung zumindest sind geprägt von den französischen Einflüssen der Kolonialzeit und es gibt tolle Häuser.

Beim Unterkünfte buchen werden wir immer besser und können trotz undurchsichtiger Bilder und Zimmerkategorien bei booking.com mittlerweile ganz gut zwischen den Zeilen lesen, welches Zimmer das beste ist. So hatten wir eines von drei Zimmern mit Blick auf den Fluss und Balkon im Kampot Riverside Hotel, wo wir uns wohlfühlten. Es ist schön am Fluss zu wohnen, wo man den Sonnenuntergang sehen kann und nachts viele beleuchtete Boote fahren.

An unserem ersten Tag erkundeten wir Kampot zu Fuß und erledigten nebenbei die Dinge, die es am ersten Tag zu erledigen gibt: Wasserkauf, SIM-Karten, u.ä.

Wir lieben es, zu Fuß die Gegend zu erkunden, da man hierdurch langsam genug ist, um auch mal Dinge zu entdecken, die man mit Roller/Auto nicht entdecken würde und dadurch von den typischen Touristenpfaden abweicht. So wurden wir auf dem Rückweg vom SIM-Kartenkauf in einen Markt hineingezogen, der sich über ein riesiges Areal unter niedrigen Dächern dahinzog und wo es wirklich alles zu kaufen gab: Vom Meeresgetier über Obst und Gemüse, Kleidung, Spielsachen, Lebensmittel bis hin zu Juweliergeschäften. Für Miri sind diese Märkte die absoluten Highlights auf dieser Reise. Leider gibt es das in Deutschland so nicht mehr. Wer mal genauer hingeschaut hat, weiß, dass auf dem Tübinger Wochenmarkt inzwischen leider auch das Meiste vom Großmarkt stammt und überteuert als lokal und bio verkauft wird.

Nach dem Markt kamen wir an einer Schule vorbei, wo gerade Schulschluss war – junge Mädchen kamen uns auf Rollern aus der Einfahrt entgegen und wir wagten uns kurz für ein paar Fotos auf den Schulhof. Im Gegensatz zu Thailand und Malaysia sind die Kinder hier in Kambodscha sehr freundlich: Sie winken und lächeln einem zu und freuen sich, wenn man zurückwinkt.

Am zweiten Tag mieteten wir uns einen Roller und erkundeten die Gegend. Erster Stopp: La Plantation, eine Pfefferfarm, die von einem belgisch-französischen Paar vor 5 Jahren ausschließlich mit Eigenkapital ins Leben gerufen wurde. Die Farm wirbt mit tollen Arbeitsbedingungen (Essen und Übernachtungsmöglichkeiten für die Arbeiter, Hilfe beim Schulgeld für deren Kinder, etc.) und ist berühmt für ihren „Kampot-Pfeffer“, der es auch unter Gourmets zu weltweiter Berühmtheit gebracht hat. Die Führung war kostenlos und sehr interessant und danach aßen wir „Nom Krourk“, ein sehr typisches Essen für hier, das aber selten angeboten wird in Restaurants, da es fast nur zu Hause gekocht wird. Schade, uns schmeckte es hervorragend.

Von der Pfefferfarm aus fuhren wir nach Kep, um den berühmten Krabbenmarkt und den Strand zu sehen. Am Strand waren wir sehr froh, dass wir den ehemals eingeplanten Übernachtungsstop für Kep doch wieder gecancelt hatten. Zwar waren es hauptsächlich Einheimische, die am überfüllten Strand wuselten, aber dennoch wäre das nichts für uns gewesen. Auf dem Krabbenmarkt ließen wir uns 1kg frisches Meeresgetier grillen: Es gab Tintenfisch, Crevetten und 2 große Krabben.

Auf dem Rückweg sorgte die Sonne für noch deutlichere T-Shirt-Abdrücke auf Armen und am Hals, bevor wir uns im Hotel den Dreck vom Rollerfahren (staubige, schlechte Straßen) unter der Dusche vom Leib waschen konnten. Zum Abendessen holten wir uns Fried Rice mit Meeresfrüchten aus einer kleinen Straßenküche aufs Zimmer und ließen den Abend gemütlich ausklingen. Was das Packen betrifft, sind wir mittlerweile viel entspannter geworden und packen immer erst eine knappe Stunde vor Abfahrt. Wenn man am Abend vorher packt, fühlt es sich schon so an, als wäre man schon halb weg.

Car-/Train-/Bus-Office ist für uns mittlerweile zum Standard geworden: Im Moment sitzen wir im Ford Sprinter nach Phnom Penh und schreiben euch diese Zeilen. Für uns geht dadurch die Zeit auf den Transportwegen schnell vorbei und wir müssen dann nur irgendwann in Ruhe noch das Bildmaterial sortieren und bearbeiten.