(19.10 – 23.10)
Unsere Entwicklungszusammenarbeit ging weiter und wir erhielten immer wieder Nachrichten von Freunden, die uns aufgrund unserer Berichte Geld spendeten. Wir waren und sind nach wie vor überwältigt vom tollen Feedback zum Blog und von den Spenden. Die Menschen hier haben einfach so wenig und man kann an jeder Ecke helfen. Manchmal ist das gar nicht leicht mitanzusehen und wir wollen immer gut überlegen, was wir mit dem Geld machen.
Unsere T- Shirts für die Mädchen konnten wir zum Beispiel abholen und freuten uns über das Ergebnis. Die Mädchen waren unglaublich stolz und wurden sogar am Sonntag, als sie mit den T-Shirts in die Kirche gingen, gefragt, ob das ihre neue Uniform sei. So wertvoll sind dann hier T-Shirts mit eigenem Druck.

Außerdem überlegten wir viel weiter und hatten zahlreiche Gespräche mit Lehrern, der Sekretärin und Madame Passy. Die Nähmaschinen sind schon seit 2014 nicht mehr repariert worden und das Nähen fällt den Mädchen immer schwerer. Nähen ist ein großer Bestandteil der Ausbildung hier und die Mädchen haben durch diese Ausbildung die Möglichkeit, später in einer Schneiderei zu arbeiten.
Imelda, die Nählehrerin, erzählte uns jedoch, dass es nicht hilft, die Maschinen zu reparieren, wenn die Mädchen die Materialien dafür nicht bezahlen können. Und so beschlossen wir, zuallererst Materialien für jeden Kurs zu kaufen. Jeder Lehrer bekam den gleichen Betrag und wir gingen mit einigen Lehrern in die Stadt zum Einkaufen. Ihr könnt euch vorstellen, dass das deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt als in Deutschland. Manchmal waren wir rund um die Uhr mit Besprechungen und Planungen beschäftigt und kamen kaum zum Durchschnaufen. Am Dienstag hatten wir aber den größten Teil geschafft und waren stolz auf das Ergebnis. Die Lehrer und die Mädchen sind uns und den Menschen aus Deutschland unglaublich dankbar. Sie tanzen, singen und feiern das Leben. Sie blühen richtig auf. Das ist richtig schön zu sehen.
Insgesamt haben wir euch ja schon öfter von der Freundlichkeit der Menschen erzählt. Wir können es nur nochmal wiederholen. Bisher haben wir keinen unfreundlichen oder unehrlichen Menschen getroffen. Die Menschen sind durchwegs hilfsbereit und freuen sich, wenn Muzungus zu ihnen nach Uganda kommen.
Und so durften wir schon viele tolle Dinge erleben. Wir wurden von Joseph, dem Onkel eines der Mädchen hier aus dem Heim, schon zweimal zum Essen nach Hause eingeladen.

Außerdem haben wir schon so viele Geschenke wie T-Shirts, Kleider, Röcke und Taschen geschenkt bekommen, dass wir sie kaum noch tragen können. Unsere anderen Deutschen hier werden netterweise diese ganzen Geschenke für uns mit nach Deutschland nehmen und wir freuen uns jetzt schon darauf, sie in Deutschland zu tragen.
Obwohl die Menschen so wenig haben, ist es ihnen wichtig, uns etwas zurückzugeben.
Die letzte Woche hier in Masaka ist nun angebrochen und hätten wir gewusst, wie schön es ist, hätten wir sicher länger Zeit eingeplant. Aber wir sind uns sicher, dass wir nochmal wiederkommen wollen. Wenn man weiß, was man hier vorfindet, kann man von zu Hause aus auch noch besser planen und vor Ort vermutlich noch schneller und effektiver helfen.
Dadurch dass wir durch die vielen Spenden so viel kaufen konnten und mit den Menschen ins Gespräch kamen, hatten wir die Möglichkeit mit dem Chef von Maddo (Caritas) persönlich zu sprechen. Er kam abends bei uns vorbei und wir konnten ihm etwas über die Umstände berichten. Die Menschen im Transitory Home sind traurig, dass die neue Chefin so anders ist und es fehlt eine „Mama“. Viele der Mädchen haben nur noch wenige Familienmitglieder und das Transitory Home ist ihr einziger Halt. Father Raphael hat das sehr gut verstanden und meinte auch, dass Madame Passy zwar tolle Arbeit leistet, aber der enge Bezug zu den Mädchen fehlt. Sie wird wohl nur vorübergehend hier sein, bis sich jemand findet, der hier mit den Mädchen vor allem aber für die Mädchen lebt. Wir werden es nicht mehr live miterleben können und dürfen nur hoffen, dass es bergauf geht.
Insgesamt hatten wir ein sehr gutes Gespräch mit Raphael und konnten ihm einige Problemstellen, wie beispielsweise die Toiletten und Duschen zeigen. Natürlich sind das Großprojekte und wir können das nicht leisten. Wir freuen uns aber jetzt schon darauf in Deutschland mit Familie Heisig (Kontaktperson aus der Kirchengemeinde in Degerloch) und dem Aalener Verein in Kontakt zu treten.
Aber nicht nur das Transitory Home braucht Hilfe. Überall um uns herum gibt es Armut und Menschen, die Hilfe brauchen. Anna und Luise, zwei Besucherinnen aus Deutschland, arbeiten momentan im Krankenhaus und erzählen uns täglich von den Umständen vor Ort. So viele Menschen sterben, oft auch aus finanziellen Nöten, da sie die Operationen oder Medikamente nicht bezahlen können.
Katoo, ein Mathelehrer aus dem Transitory Home, arbeitet noch an einer anderen Schule außerhalb von Masaka. Mit ihm waren wir die Schüler besuchen und brachten Stifte vorbei. Einige der Mädchen müssen ihr Schulgeld selbst finanzieren und verkaufen beispielsweise vor und nach der Schule Mais. Sie wollen lernen und ein besseres Leben haben, aber für sie ist das Leben viel schwieriger.
An einer anderen Schule besuchten wir Deocratius, den Deutschlehrer. Prompt saßen wir am Tisch und korrigierten die einzigen beiden Deutsch-Abitur-Klausuren, nachdem wir ihm zuvor geholfen hatten, 200 Klausurergebnisse in die Klassenlisten einzutragen.
Einzelnen Kindern mit dem Schulgeld zu helfen, konnten wir hier leider nicht anfangen, aber wir denken, es ist hilfreich, sich immer wieder der Situation hier bewusst zu sein. Wir werden vermutlich zukünftig zweimal überlegen, ob wir uns ein neues Handy oder neue Klamotten kaufen oder ob wir einfach noch ein paar Monate warten und bis dahin etwas an die Menschen in armen Ländern geben. Wir hoffen sehr, dass diese Erfahrung uns ein Leben lang begleitet und wir auch wirklich verändert leben können.
Jetzt aber genug von den Problemen und Sorgen der Menschen. Das Wunderbare ist nämlich, dass die Menschen trotz Armut und Sorgen sehr glücklich sind und gerne gemeinsam feiern. So durften wir am Samstag zu einer echten ugandischen Introduction.
Samstag 20.10 – Introduction
Bevor ein Paar heiratet, kommt es zu einer Introduction in Uganda. Man könnte es gleichsetzen mit der Verlobung, jedoch sind die Bräuche sehr unterschiedlich.
Bei einer Introduction bringt die Seite des Mannes Geschenke für die Seite der Frau mit. Es werden Kühe, Lebensmittel, Möbel und vieles mehr verschenkt und die Freunde und Familienmitglieder des Mannes unterstützten den Mann bei den Geschenken.
Wir hatten die Gelegenheit am Samstag bei dieser Feier dabei zu sein. George, ein Mitarbeiter aus dem Motherhouse, der schon oft in Degerloch war, nahm uns zur Introduction seiner Nichte mit.
Wir sollten für diesen Anlass hübsch gemacht werden und so halfen uns die Lehrerinnen am Haus mit traditionellen Kleidern aus. Die Kleider für die Frauen werden Gomez genannt. Jane, die Landwirtschaftslehrerin, kam am Samstagmorgen zu uns und kleidete uns ein. Miri kam sich etwas vor wie bei ihrer Hochzeit, da bestimmt 4 Mädchen an ihr herumzupften und sie schick machten. Matze bekam über George einen Kanzu und wir fühlten uns wie Prinz und Prinzessin.
Nach dem Ankleiden fuhren wir zusammen mit George, Josephine und den anderen Deutschen in ein Minidorf zwei Stunden außerhalb von Masaka. Als wir ankamen, waren kaum Menschen da und uns wurde schnell klar, dass das ein Fest nach afrikanischer Zeitplanung wird. Die Menschen freuten sich so sehr uns Muzungus zu sehen und fielen uns um den Hals. Wieder einmal waren wir von der Gastfreundschaft überwältigt und uns wurde klar, dass man bei uns in Deutschland nicht einfach 7 ausländische Gäste mitbringen könnte. Eigentlich schade, dass wir Deutschen da manchmal zu engstirnig denken und bei uns immer ein Plan dahinter steckt mit Tischkarten etc. und man dadurch nicht mehr offen ist für was Neues.
Das Fest sollte im Freien stattfinden und es war eigentlich alles vorhanden. Ein DJ hatte seine Anlage mitgebracht, Stühle waren bereitgestellt, Konfetti wurde auf dem Boden ausgelegt, damit man nicht im Dreck steht und eine Torte wurde vorbeigebracht.

Kurz nach unserer Ankunft wurden wir in das einzige Haus auf der Wiese eingeladen und bekamen sehr leckeres Essen. Es gab Matooke, Reis, Fleisch und die unglaublich leckere Peanutsoße. Hätten wir über die Wassersituation vor Ort Bescheid gewusst, hätten wir vermutlich nicht bedenkenlos gegessen. Aus deutscher Sicht wahrscheinlich völlig unverständlich, aber in den Situationen ist es unmöglich, das Essen abzulehnen, beziehungsweise vorher immer Nachforschungen über Wasserherkunft anzustellen. Liebe Nelly, tut uns wirklich leid. Wir sind gesund und haben extra länger gewartet, um euch davon zu berichten. Vermutlich ging auch alles gut, da das Essen lange gekocht wurde und somit keine Bakterien mehr vorhanden waren.
Auf dem Foto könnt ihr sehen, welches Wasser zum Kochen verwendet wurde. Es gab dort keinen Wasseranschluss und so wurde Regenwasser auf dem Boden mit Hilfe einer Plane gesammelt. WOW.
Insgesamt passen wir sehr gut auf und vermeiden jegliche Problemstellen. Leider ist das nicht IMMER möglich.
Nach dem Essen warteten wir gut 3 Stunden auf das zukünftige Ehepaar und fragten uns, ob das Fest überhaupt noch losgehen würde. Wir schwitzten, da unter den Gomez zwei Schichten getragen werden. Die afrikanischen Frauen packen sich extra um die Hüfte Stoff, damit sie einen noch größeren Hintern bekommen. Für uns als Deutsche unvorstellbar, jedoch ist das Schönheitsideal hier komplett anders und Miris Biesinger Hüften kommen hier sehr gut an. 🙂
Während der Wartezeit gab es für die Gäste kleinere Vorführungen. Wir kamen uns vor wie in einer schlechten Miniplaybackshow, doch die Gäste waren begeistert.
Endlich kam das zukünftige Ehepaar und das Fest konnte beginnen. Immer wieder kamen einzelne Familienangehörigen von der Frauenseite und holten sich kleine Geschenke von der Seite des Mannes ab. So bekamen die Männer beispielsweise Gürtel, die Kinder erhielten Sonnenbrillen und und und … Am Ende brachten die Freunde und Familienangehörigen des Mannes die großen Geschenke und uns wurde mal wieder klar, dass in Uganda das Überleben am wichtigsten ist. So bekam die Familie viele Lebensmittel, wie Zucker, Mehl, Reis und Fleisch geschenkt.
Da es schon Abend war und es langsam dunkel wurde, mussten wir uns auf den Heimweg machen, bevor getanzt werden konnte. Dennoch waren wir versöhnt mit der langen Wartezeit und dankbar, dass wir die Möglichkeit hatten, so etwas zu sehen. Der Tag hatte dennoch seine Spuren hinterlassen und so schliefen wir im Auto trotz Enge und „Discoroad“ (nicht asphaltierte und holprige Straße, die einen „tanzen“ lässt) für eine Weile ein.

Unsere Mädchen hier am Haus waren ziemlich neidisch, dass wir zu so einer Feier gehen und so schöne Kleider tragen durften. Am liebsten hätten wir unseren Platz zwei Mädchen gegeben.
…
Und so vergehen unsere Tage wie im Fluge… Gerade sitzen wir mit Imelda im Nähzimmer und nähen uns Röcke und T-Shirts, während die Mädchen Agriculture-Unterricht haben.
Später werden wir ins Motherhouse gehen und uns von Anne Namuddu verabschieden.
Morgen kommt Amelie Baur uns bis Sonntag besuchen und wir freuen uns auf die Zeit mit ihr. Sie ist momentan in Bukoba (Tansania) und wir sind nur 4 Stunden voneinander entfernt.
Hoffentlich klappt alles mit dem Bus und wir finden uns. Aber auch wenn hier „African time“ herrscht, klappt am Ende dann doch immer alles. In Afrika ist alles möglich….