Leider zog sich die Magen-Darm-Geschichte noch etwas länger und wir mussten etwas das Tempo herausnehmen. Dennoch genossen wir die kleine gemütliche Wohnung, die Sauna und das Fitness-Studio.
Lima besteht aus 44 Stadtvierteln, wir hatten uns Barranco ausgesucht, ein aufstrebendes und in den letzten Jahren zum absoluten Hipster-/In-Viertel avanciertes schönes Viertel direkt am Meer. Uns gefiel es dort sehr gut. Wir besuchten wie immer den Markt und kauften ein und nahmen an einer „Free-Walking-Tour“ durch Barranco teil. Die Streetart beeindruckte uns und der Mix aus kolonialem und zeitgenössischem Baustil macht den Charme des Viertels aus.
Während unseres Aufenthaltes zeigte sich nicht einmal die Sonne. Sehr schade, denn dadurch wirkte Lima für uns irgendwie bedrückend. Die Wolken hingen tief und alles stand im Nebel – meist tröpfelte es ganz leicht.
So haben wir festgestellt, dass wir mittlerweile seit Australien keinen richtigen Sommer und keine Hitze mehr hatten. Umso verrückter ist es eben gewesen, als wir in Cali (Kolumbien) für unseren Zwischenstopp ausgestiegen sind und uns die tropische Hitze wie eine feuchte Wand empfing.
Wir verlassen nun Südamerika auf dem Weg nach Panama und hoffen, dass wir irgendwann noch einmal auf diesen tollen Kontinent zurückkommen werden.
Liest man beim Auswärtigen Amt nach wird vor den meisten Ländern Südamerikas gewarnt wegen hohen Kriminalitätsraten. Entsprechend vorsichtig gingen wir die Sache an und können nun hinterher aber sagen, dass wir das überhaupt nicht so empfunden haben. Natürlich gibt es Gelegenheitsdiebstähle und man muss auf seine Sachen acht geben. Aber von organisiertem Diebstahl und dergleichen haben wir nichts mitbekommen. Wir hatten durchweg positive Erfahrungen mit den Südamerikanern. Wenn wir einmal den Fuß in ein Viertel gesetzt hatten, in dem es für Weiße nicht wirklich sicher ist, wurden wir immer gewarnt und uns wurde geholfen. Wir wollen die Problematik nicht verharmlosen, wollen aber eben umgekehrt deutlich machen, dass die Warnungen nicht immer so auf jeden Reisenden und alle Reisegebiete zutreffen müssen. Für unsere Reiseroute und die Orte und Menschen, die wir kennengelernt haben, hätte es keiner Reisewarnung bedurft.
Interview zu Südamerika mit Matze:
Miri: Welches Land hat dir am besten gefallen?
Matze: Das kann ich leider nicht gut beantworten. Sicherlich war ein absolutes Highlight in Südamerika der Besuch der Iguazu-Fälle, aber das wenige, was wir sonst von Argentinien gesehen haben, hat mich nicht vom Hocker gehauen. Da war Bolivien mit der Salzwüste schon deutlich beeindruckender und auch die Städte Sucre und La Paz waren außergewöhnlich und von daher sehr spannend zu besuchen. Chile war irgendwie zu „europäisch“ – und Peru war absolut toll mit der langen Zeit in den Höhen der Anden und dem tollen Panorama und der guten sauberen Luft.
Miri: Was war für dich neu an dem Kontinent?
Matze: Als allererstes natürlich das für mich Schwierigste: Das erste Mal kam ich mit Englisch nicht weiter und musste mir so also Stück für Stück – Wort für Wort – ein klein bisschen Spanisch draufschaffen. Das ist nur mäßig gelungen. Kleine Highlights feierte ich, als ich das erste Mal ganz alleine nach Klopapier fragen konnte, aber das meiste musste Miri regeln. Dass es hier auf den Winter zugeht und es während unserer Reisezeit also teilweise richtig kalt war, war mir vorher nicht bewusst. Und dass ganz Südamerika im Autoverkehr erstickt, war mir auch nicht klar.
Miri: Wie kamst du mit der Höhe (über 4000 m) in Bolivien und Peru klar?
Matze: Anfangs war es schon sehr erstaunlich zu erleben, was die Höhe mit einem macht. Der Körper braucht genauso viel Sauerstoff wie in tieferen Gebieten, nur dass die Luft diesen eben nur in sehr viel geringerem Anteil enthält. Dadurch schnauft man bei kleinsten Anstrengungen wie ein alter Mann. Dass man nicht einfach mal einen kleinen Berg hochrennen kann, daran muss man sich erst nach und nach gewöhnen. Aber von der Höhenkrankheit sind wir glücklicherweise beide verschont geblieben.
Miri: Welches sind deine Lieblingswörter in Spanisch?
Matze: Ganz klar: Papel de hygenico. Manzana habe ich schon immer sehr geliebt. Inka-Bano wird sicherlich auch in Erinnerung bleiben. Und der häufigst gesprochene Satz war vermutlich „Tienes Coka Zero?“ auf der Suche nach einer zuckerfreien Coke.
Miri: Gibt es ein Lieblingsessen aus Südamerika für dich?
Matze: Das Essen war gut – aber nicht herausragend. Es ist oft ähnlich wie deutsche einfache Fastfood- oder Restaurant-Küche. Überall gibt es selbstfrittierte (und damit tropfende) Papas Fritas zum Essen dazu. In Bolivien und auch in Peru gibt es tolle superscharfe Dips als Vorspeise oder auch zum Essen dazu. Die waren absolut Klasse. Und Gerichte, die einem in Erinnerung bleiben, sind Chorillana und Lomo Saltado. Empanadas haben wir natürlich auch lieben und nach Argentinien dann oft vermissen gelernt.
Miri: Welches Land in Südamerika würdest du gerne noch bereisen?
Matze: Ich würde sehr gerne noch nach Patagonien (den Süden Chiles), was eigentlich auch ursprünglich mal der Plan war, aber wegen der zu kalten Temperaturen dann gecancelt wurde. Außerdem interessiert mich Kolumbien, der Zwischenstopp hier am Flughafen hat mich neugierig gemacht, von oben aus dem Flugzeug sah alles sehr grün und das Land gut bestellt aus. Brasilien ist sicher auch noch eine Reise wert.
Tschüss Südamerika ! Es war toll. Jetzt freuen wir uns aber tatsächlich mal wieder auf Schweiß und Luftfeuchtigkeit. Hasta luego !