B. Machu Picchu und nochmal ein Tag Cusco

Für den Ausflug zum Machu Picchu hatten wir im Vorfeld reichlich recherchiert. Die günstigste Option wäre gewesen mit einem Bus bis kurz vor Aguas Caliente (das Dorf am Fuße des Machu Picchu) zu fahren und dann entlang der Zuggleise 2 Stunden zu laufen. Es gibt keine Straße, die direkt nach Aguas Caliente führt, und so kommt als absolute Budget-Variante nur diese Möglichkeit in Frage. Ihr kennt uns inzwischen, das wäre eigentlich unsere „Schwaben-Spar-Variante“ gewesen. Da wir aber zunächst unseren Cusco-Aufenthalt kürzer geplant hatten und daher nicht sicher wussten, ob wir mit einer Nacht in Aguas Caliente auskommen würden, entschieden wir uns dieses Mal für die etwas luxuriösere Variante: Anreise und Rückreise nach Aguas Caliente mit dem Zug. Wir können sagen, dass es auch mal schön ist, nicht Low-Budget zu reisen: Der Ausflug war unkompliziert und die Zugstrecke beeindruckte mit tollen Landschaften und Ausblicken.

So machten wir uns am Sonntagmorgen gegen 7.30 Uhr auf den Weg zum Bahnhof. Einen kleinen Dämpfer bekamen wir, nachdem wir eine halbe Stunde durch Cusco zum Bahnhof gelaufen waren: Wir kamen am falschen Bahnhof an, ein netter Herr klärte uns auf und wir fuhren mit dem Taxi zum richtigen Abfahrtbahnhof von Inka-Rail (es gibt 2 Zuganbieter, Inka-Rail hatte das etwas günstigere Angebot). Dieser lag keine 3 Blocks von unserem Airbnb entfernt und wir hätten eine halbe Stunde länger im Bett liegen bleiben können. Wir waren allerdings nicht die einzigen, denen dieser Fehler unterlaufen war – nach uns kamen nochmals ein paar Reisende völlig außer Puste im „The Voyager“, dem Zug zum Machu Picchu, an. Der Zug fuhr immer hin und her von einer Weiche zur nächsten den steilen Berg hinter Cusco hinauf, bevor er dann oben angekommen Fahrt aufnahm und wunderbare Berglandschaften durchfuhr. Nach 4,5 Stunden erreichten wir Aguas Caliente (oder auch Machu Picchu Pueblo, wie das mit den Bezeichnungen ist, haben wir noch nicht ganz durchschaut). Früher war Aguas Caliente sicher ein kleines, unscheinbares Dorf mitten in den Bergen. Heute wird fleißig gebaut und die Restaurants versuchen sich mit Angeboten für Touristen gegenseitig zu übertrumpfen und kämpfen bei der großen Konkurrenz ums Überleben. Mit Schubkarren werden Gepäck und Lebensmittel durch das kleine Dorf gekarrt, Autos gibt es keine. Nur Busse starten im Dorf und befördern täglich Tausende Touristen auf den Berg zur Inka-Stadt unterhalb des Gipfels des Machu Picchu, welcher der Stadt seinen Namen gegeben hat.

Die Stadt gefiel uns trotzdem gut und sie hat Charme. Wir liefen zu unserer Unterkunft und bekamen dort eine Alternative angeboten, als die Gastgeber erfuhren, dass wir schon um 4 Uhr in der Früh zu Fuß die 500 Höhenmeter zur Inkastadt erklimmen würden. Das andere Hotel lag näher am Einlass zum Wanderweg, der den steilen Berg hinauf führt. Das erste Mal seit langem hatten wir wieder eine normale Dusche. In Bolivien und Peru werden Elektro-Duschen verbaut. Diese heizen über Strom direkt im Duschkopf das Wasser auf. Die Installationen sehen oft abenteuerlich aus und wer in Physik in der Schule nicht nur geschlafen hat, den beschleicht beim Duschen eigentlich immer ein mulmiges Gefühl – Wasser leitet Strom. Wir haben von einigen Leuten gehört, die einen ordentlichen Stromschlag unter der Dusche abbekommen haben. Das ist uns bisher erspart geblieben und die Duschköpfe liefern meistens wenigstens lauwarmes Wasser, was sie luxuriöser macht, als wir es in einem Monat Uganda gewohnt waren. So genossen wir die heiße Dusche im Hotel und vertrödelten den restlichen Tag in Aguas Caliente bei einem Kaffee und zwei süßen Stückchen, während die Vorfreude auf den nächsten Tag stieg.

Wir gingen früh schlafen und als uns der Wecker um 4 Uhr aus unseren Träumen riss, waren wir schnell wach, bekamen unser Lunch-Paket vom Hotel und machten uns auf den 20-minütigen Marsch entlang des Flusses zum ersten Checkpoint. Wie zu erwarten waren wir nicht die einzigen, die den Plan hatten, vor den ersten Bussen oben am Machu Picchu einzutreffen. Wir hatten gelesen, dass die ersten Busse erst um 8 Uhr oben an der Inka-Stadt ankommen und man so die ersten 2 Stunden oben die tollen Ruinen nur mit wenigen Menschen teilen muss. Um 5 Uhr öffnete das Tor und wir meisterten den Aufstieg (500 Höhenmeter auf 1,7 Kilometern) in nur 50 Minuten. Ordentlich stolz standen wir in der Schlange vor dem Haupteingang, der um 6 Uhr seine Tore öffnet, und entdeckten etwas enttäuscht, dass die ersten Busse ebenfalls schon angekommen waren. Da scheint sich wohl etwas geändert zu haben. Außerdem hatten wir über die deutsche Presse gelesen, dass genau in unserem Besuchszeitraum eine Testphase lief, in der Besucher nur noch 3 statt sonst 4 Stunden Besuchszeit haben sollten. Davon wusste hier in Peru allerdings niemand etwas – auch das Personal sprach von 4 Stunden. Obwohl nun doch schon mehr Menschen oben warteten, als wir es erwartet hatten, waren die ersten Bilder und Eindrücke nach dem Einlass gigantisch. Noch ohne Sonne erstreckte sich die Inka-Stadt in voller Schönheit vor uns, als wir oben am „Wächter-Haus“ ankamen und die ersten Fotos schossen von der zu dem Zeitpunkt noch menschenleeren Stadt. Man konnte sich irgendwie bildlich vorstellen, wie hier die Inkas einst gelebt hatten – die Ruinen sind liebevoll restauriert und man kann sich gut vorstellen, wie sicher und versteckt sich die Inkas hier wohl gefühlt haben. Tolle Bergketten umrunden die kleine Stadt, so dass man weder vom Tal noch aus der Ferne einen Blick auf die Stadt erhaschen kann. Es heißt, es haben einst 1000 Menschen hier gelebt, bevor sie von den  Spaniern vertrieben wurden.

Wir ließen das Panorama auf uns wirken und verbrachten eindrucksvolle 4 Stunden oben in den Ruinen. Die Zeit verging wie im Fluge, was wir nicht gedacht hätten. Am Ende liefen wir noch zur „Puenta de Inca“, einer noch erhaltenen Brücke, die die Inka direkt an einen senkrecht abfallenden Berg gebaut haben. Die letzten 50 Meter bis zur Brücke wurde einem recht mulmig, da weder Geländer noch Mauer einen vor dem Abgrund schützten.

Vor einigen Wochen hatten wir Matzes Schwester Annika um Rat gebeten. Wir hatten von dem Andrang zum Machu Picchu gehört und waren uns nicht sicher, ob sich der Aufwand eines Besuches für uns wirklich lohnt. Von manchen Reisenden im Internet und auch persönlich hatten wir gelesen/gehört, dass sie den Besuch bewusst nicht gemacht hatten. Jetzt im Nachhinein sind wir sehr froh und Annika dankbar, dass sie uns ermutigt hat und dazu geraten hat, Machu Picchu zu besuchen. Es hat sich definitiv gelohnt – trotz der Touristenmassen. Wir erinnerten uns an Angkor Wat in Kambodscha – ebenfalls ein Ort, der Tausende Touristen täglich anzieht. Das Tolle bei beiden Orten – es verteilt sich recht gut. Beim Machu Picchu war es sicher gut, dass wir den frühesten Eintritt um 6 Uhr gebucht hatten. Als wir uns an den Abstieg machten, empfanden wir die Touristenmassen dann mehr und mehr als zu viel und störend.

Der Abstieg war fast anstrengender als der Aufstieg – die Beine waren bereits müde und wehrten sich, die steilen Stufen hinabzusteigen. Es fühlte sich an, als wäre es bereits später Nachmittag, obwohl es erst 11 Uhr war. Wir freuten uns auf ein tolles Mittagessen und nahmen das Angebot eines Gastronomen am Plaza de Armas an – mit tollem Blick und kostenlosen Getränken überzeugte er uns Platz zu nehmen. Der Heimweg nach Cusco zog sich dann und wir kamen erst kurz vor 19 Uhr wieder in der schönen ehemaligen Inka-Hauptstadt an. Nach einer heißen Elektro-Dusche (die erste, die wirklich richtig heißes Wasser liefert) fühlten wir uns wieder unter den Lebenden und ließen den Abend mit „New Amsterdam“ (Danke, S&S) ausklingen.

Den letzten Tag in Cusco gönnten wir uns noch einmal eine Massage, gingen im Mercado San Pedro Mittagessen, während unsere Wäsche in einer Laundry nochmals frisch gemacht wurde für die letzten 10 Tage Peru. Matze bekam einen Haar- und Bartschnitt und wir schnauften den Berg hinauf zum „San Christobal“, der Jesus-Statue, die schützend die Arme über Cusco ausbreitet. Unsere Waden erinnerten uns schmerzhaft an den vorherigen Auf- und Abstieg auf den Machu Picchu und so waren wir abermals froh, abends in dem wunderschönen Airbnb, in dem wir uns wirklich zu Hause fühlten, anzukommen und die Füße hochzulegen. Wir sortierten Fotos, schnitten ein Uyuni-Video und schwelgten in allerlei Erinnerungen an die letzten Wochen.

… in 10 Tagen geht es für uns nach Panama – unserem letzten längeren Stopp unserer Weltreise. Dieser Stopp war für uns immer soooo weit weg und markiert tatsächlich fast das Ende unserer einjährigen Reise. Unvorstellbar für uns, dass dieser Zeitpunkt jetzt fast gekommen ist. Wir freuen uns riesig, Leni, Hanna und Flo zu treffen, aber uns wird auch immer mehr klar, dass dieses außergewöhnliche und überwältigende Jahr nun doch sehr rasch dem Ende zugeht. Wir freuen uns riesig auf alle zu Hause – das ist eine tolle Aussicht am Ende eines solchen Jahres und ohne euch würden wir einfach gar nicht mehr wiederkommen.

Heute steht unsere letzte Nachtbus-Reise an. Wir sind heute Mittag von Cusco nach Lima geflogen und warten jetzt gerade am Busterminal auf unseren Nachtbus nach Huaraz, wo wir nochmals 4 Tage in den Höhen der peruanischen Anden wandern, bevor wir dann in der vom Smog aus dem Flugzeug kaum zu sehenden Hauptstadt Lima die letzten Tage in Peru verbringen. Die langen Reisetage zwischen den Stopps in Südamerika schlauchen doch ganz schön. Die Entfernungen sind einfach riesig.

Das Busunternehmen für diese Nacht wirkt nobel und wir haben die Hoffnung, diese Nacht vielleicht endlich mal wieder etwas Schlaf im Bus zu bekommen, damit wir dann morgen fit in Huaraz starten können.

Buenas noches … J

Einen schönen Feiertag euch allen !

2 Gedanken zu „B. Machu Picchu und nochmal ein Tag Cusco

  1. Ein tolles Weltkulturerbe! Super, dass ihr es so früh morgens gepackt habt und uns wieder mit prima Bildern mit auf die Reise genommen habt.
    Hoffentlich wird das Flughafen Projekt noch gestoppt!!

    Gefällt 1 Person

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