Mit tollen Ausblicken auf den Titicacasee kamen wir Copacabana immer näher. Kurz vor dem Ziel musste unser Bus noch ein kleines Stück per Fähre übersetzen. Die Passagiere wurden mit einem kleinen Motorboot extra ans andere Ufer gebracht.
Dann ließ sich Copacabana, das kleine bolivianische Städtchen am Titicacasee, das erste Mal blicken. Wir waren entzückt. Die Stadt lebt fast ausschließlich vom Tourismus, ist gut überschaubar und hat dennoch bolivianischen Charme. Wir hatten uns in ein kleines Airbnb eingemietet und durften etwas abseits der „Hostel-Meile“ in der Wohnung von Bernardo wohnen, wo es uns gut gefiel. Insgesamt sind die Standards in Bolivien deutlich niedriger: keine Heizung, lauwarmes Wasser unter der Dusche, einfache Betten, … man merkt, dass Bolivien ein eher armes Land ist bzw. vieles noch am Wachsen und am Entstehen ist. Einfachheit macht uns nichts aus, wir merken aber, dass uns die nächtlichen Temperaturen ordentlich zu schaffen machen.
Umso schöner, dass am nächsten Tag die Sonne schien und wir mit den am Abend zuvor erstandenen Tickets zur „Isla del Sol“ tuckern durften. Ein kleines Motorboot brachte uns in 90 Minuten zur gut 10 Kilometer entfernten Insel der Sonne.
Die Insel ist von großer Bedeutung für die Inka, der Mythologie zufolge soll der Sonnengott Inti seine Kinder auf einem Felsen der Insel zur Erde gelassen haben. Die Insel hieß früher Titicaca, was soviel wie „Puma-Felsen“ bedeutet (titi: große Katze und caca: Felsen). Hiernach wurde später der ganze See benannt.
Auf den Spuren der Inka wanderten wir 5 Stunden auf der Südseite der Insel herum. Wie immer in diesen Höhen fiel uns das Laufen – vor allem bergauf – sehr schwer und wir kamen nur langsam voran. Beim Sonnentempel begegneten wir zwei Lamas, die sich geduldig mit Matze fotografieren ließen. Die Einheimischen waren geschäftig mit Handwerkzeugen auf der Insel unterwegs. Als Lasttiere sahen wir viele Esel – Autos oder Ähnliches gibt es auf der Insel keine. Der von den Inka eingeführte Terrassenbau war hier überall deutlich zu sehen.
Zu Mittag saßen wir auf dem Cerro, wo einst die Inka einen Tisch aus Stein (Mesa de Inca) gebaut hatten. Die Aussicht war atemberaubend, die umliegenden schneebedeckten Bergketten machten das Panorama vollkommen. Die Sonne brannte uns auf der Haut und beendete den kurzen Mittagsschlaf auf dem Berg. Von dort aus machten wir uns wieder auf den Rückweg durch das Dorf Yumani und stiegen die steilen Inka-Treppen wieder hinab zum Hafen. Ein beeindruckender Ausflug, bei dem die Sonneninsel ihrem Namen alle Ehre machte.
Zurück in Copacabana ging es nach dem Abendessen erschöpft und früh ins Bett. Da es in Copacabana doch recht kühl war, kuschelten wir uns unter insgesamt 6 Decken – davon 3 Alpaca-Teppiche und überstanden so die Nacht. Das Klo befand sich außerhalb der Wohnung, so beeilten wir uns, ganz schnell wieder beim anderen unter der warmen Decke anzukommen.
An unserem letzten Tag in Copacabana durften wir unseren dritten Hochzeitstag feiern. Entsprechend gemütlich starteten wir mit einem leckeren Porridge in den Tag und erklommen dann – wie wir es eigentlich gerne schon bei Ankunft in einer Stadt tun – den Hausberg „Cerro Calvario“. Von dort aus hatten wir einen tollen Ausblick über Copacabana auf der einen Seite und den See auf der anderen. Wir hatten uns ein leckeres Hochzeitstags-Vesper gerichtet und verbrachten dort oben gut eine Stunde bei traumhaftem Ausblick und träumten vor uns hin. Natürlich erinnern wir uns gerne an unsere Hochzeit und können es kaum fassen, dass sie schon drei Jahre zurückliegt. Eines können wir aber beide sicher sagen: Wir würden es sofort wieder tun.
Den Nachmittag schlenderten wir durch die Stadt, tranken schlechten Kaffee an der Hafenpromenade, aßen ein dafür umso besseres Eis direkt auf einem Bänkchen am See und bereiteten uns auf den Nachtbus vor, der uns ab 18.30 Uhr über die Grenze nach Cusco in Peru bringen sollte. Die Busse in Bolivien haben deutlich schlechteren Standard und die Nachtfahrten setzen uns teilweise ganz schön zu. Die Luft im Bus ist unerträglich schlecht, meist zu stark beheizt, das Kondenswasser tropft von den Scheiben.
Auch dieses Mal fanden wir kaum Schlaf – die Sitze waren zu eng und unbequem, hinter uns schaute ein Peruaner die halbe Nacht Serien auf dem Handy und rechts von uns schnarchten zwei Mitfahrende. Erst im Nachhinein wurde uns klar, dass wir für gut 10 Euro mehr pro Person im „FullCama“-Bereich hätten liegen können – Pech gehabt, zu spät gecheckt. Hätte uns der Kerl im Büro der Busgesellschaft ja auch mal sagen können.
Wir freuen uns, dass wir jetzt nur noch eine Nachtfahrt vor uns haben und von Cusco nach Lima geht es per Flugzeug.
Wie so oft in den letzten Wochen kamen wir noch im Dunkeln am Busterminal in Cusco an. Glücklicherweise konnten wir zwei Stunden später bereits in das Airbnb hier in Cusco einchecken. Charles, unser Vermieter, begrüßte uns unheimlich freundlich und zeigte uns die Wohnung. Wir wohnen in einer Wohnung zu einem Innenhof hin, wo viele Studenten und einheimische Familien wohnen und fühlen uns sehr wohl. Die Wohnung ist sehr gemütlich und das Highlight ist der kleine Heizer, der für warme Füße sorgt.
Es ist absolut erschreckend, wie die Zeit momentan vorbeirauscht. Wir sind jetzt in unserem letzten südamerikanischen Land, bevor wir im Juni in Panama Leni, Hanna und Flo treffen. Bolivien bleibt uns als sehr ursprüngliches und nicht reiches Land sehr gut in Erinnerung. Gerne hätten wir noch ein paar Tage eine Tour in den Dschungel unternommen, aber auch bei einem ganzen Jahr Reisen ist die Zeit einfach begrenzt und so bleibt noch vieles offen für weitere Reisen.
Wir freuen uns jetzt auf Cusco, wo weitere Highlights (Rainbow-Mountains und Machu Picchu) auf uns warten.
Bis bald – buen dia!